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Flüchtlingsauffanglager (1954 -2000)

Nach Verlagerung von KOMA wurde seitens der Stadt im Gebäudekomplex ein Flüchtlingsauffanglager eingerichtet, wie sie vielerorts typischerweise gerade in ehemaligen Kasernengeländen entstanden waren.

In den ersten Nachkriegsjahren waren tausende von Flüchtlingen und Vertrieben nach Wuppertal geströmt. Doch vor allem waren die östlich gelegenen deutschen Regionen belastet, in denen der Anteil von Flüchtlingen zum Teil bis zu 50 % an der Gesamtbevölkerung betrug.

In den Jahren nach 1949 war die Adenauer-Regierung, zu deren wichtigstem Verdienst die Integration der Flüchtlingsströme in die bundesrepublikanische Gesellschaft gehörte, bemüht, auch die weniger belasteten Gebiet im Westen Deutschlands bei der Umsiedlung zu berücksichtigen. Vor allem aus der sowjetisch besetzten Zone kamen in den Jahren nach 1950 ca. 500.000 Menschen.

Gerade nach dem Volksaufstand des 17. Juni 1953 in der DDR gelangten Flüchtlinge auf abenteuerlichen Wegen in den Westen. Die Flüchtlinge wurden zumeist von Berlin in das zentrale Auffanglager Hamburg-Bergedorf und von dort in bestimmte Städte in Westdeutschland, etwa nach Köln oder Wuppertal, geleitet. Wuppertal war wegen seiner Nähe zum Ruhrgebiet und den dort erhofften Arbeitsmöglichkeiten sehr beliebt. So lag hier in NRW die Arbeitslosigkeit unter den Vertriebenen in den Jahren 1950-1956 bei nur 11-12 %, während sie in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen 30-50 % erreichte. Vom Bahnhof ging es dann zum Auffanglager Münzstraße.

Hier hatte man die großen Säle der ehemaligen Bäckerei mit provisorischen Zwischenwänden unterteilt und wies sie nun den Flüchtlingsfamilien zu. Es wurden ein Vermittlungsbüro für Wohnraum, ein Möbellager und ein Kindergarten für die Flüchtlingskinder eingerichtet. Im Regelfall mussten die Familien ca. 1,5 Jahre hier im Flüchtlingslager leben, bis sie eine Wohnung fanden oder zugewiesen bekamen. In den Jahren 1954 bis 1961 stieg der Anteil der Flüchtlinge und Vertriebenen in Wuppertal auf 11,2 %. Hier war eine engagierte Bevölkerungsgruppe gewachsen, die prägend für die Nachkriegsgeschichte und die Zeit des „Wirtschaftswunders“ wurde.

Nach dem Abschwellen der Wohnungsnot wurden die Räumlichkeiten sukzessive für städtische Werkstätten genutzt oder an kleine private Firmen vermietet. 1984, bei erneutem Zustrom von Flüchtlingen, richtete man erneut ein Asylantenheim ein, das je nach Entwicklung der weltpolitischen Ereignisse von unterschiedlichen Volksgruppen, zuletzt den Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien, genutzt wurde. Im Jahr 2000 wurde es aufgelöst.