Unsere Ziele

„Stunde Null“ und die Hungerjahre (1945-1948)

Am Tag der Befreiung Wuppertals durch amerikanische Soldaten wurde ein Teil der Geschäftsleitung von KOMA wegen nationalsozialistischer Verstrickung von alliierten Soldaten verhaftet. Sozialdemokraten, Kommunisten und „Bürgerliche“ bildeten einen „antifaschistischen Ausschuss“, zu dessen wichtigsten Aufgaben die Sicherung der Lebensmittelversorgung und die Fahndung nach untergetauchten Nazi-Verantwortlichen gehörten.

Die enorm wichtige Arbeit an der Lebensmittelzentrale wurde für einige Wochen von KOMA-Mitarbeitern und dem „Antifa-Ausschuss“ gewährleistet. Wie sensibel diese Aufgabe war, zeigte die Befürchtung der Antifaschisten, dass die alten Nazis die Lebensmittelversorgung sabotieren und so die Bevölkerung gegen die Besatzungsmacht aufbringen wollten. So sicherten zunächst bewaffnete „Antifa-Leute“ die Zentrale. Später bezog eine Wachmannschaft von alliierten Soldaten das Pförtnerhaus und schützte die Lebensmittellager vor eventuellen Plünderern.

Die Mitarbeiter von KOMA erhielten wegen des Firmenzutritts eigens von den Militärbehörden ausgestellte Ausweise. In den folgenden Jahren grassierte der Hunger und der „Schwarzmarkt“ mit Lebensmitteln, auch im Umfeld der Lebensmittelzentrale an der Münzstraße blühte er auf. Die Lebensmittelpreise auf diesem Markt erreichten schwindelnde Höhen. Ein Pfund Fett etwa koste 400 Mark und ein Pfund Kaffe bis zu 800 Mark. Lebensmittelkarten wurden von professionellen Banden gestohlen oder gefälscht. Im Winter 1947 sanken die zugeteilten Lebensmittelrationen in Wuppertal auf nur 650 Kilokalorien, ca. ein Fünftel dessen, was ein Mensch zum Leben benötigt.

In mehreren deutschen Großstädten, vor allem im Ruhrgebiet, kam es zu Massendemonstrationen, die sich gegen die schlechte Versorgungslage und gegen Schieber, Wucherer und Schwarzmarkthändler richtete.

Die Arbeiter forderten die Säuberung der Verwaltung und die Einrichtung von Arbeiter-Kontrollausschüssen. Im März 1947 fand mit 35.000 Menschen die wohl größte Demonstration in der Geschichte der Stadt statt und Rudolf Amelunxen, der Ministerpräsident von NRW erklärte: „ohne weitere Hilfe ist mit dem völligen Zusammenbruch in unseren Großstädten zu rechnen“. Erst nach der „Währungsreform“ (1948) besserte sich allmählich die Lage und es zeigte sich - die Läden waren über Nacht wieder voll – wo die Lebensmittel gehortet waren.

1951 wurden die letzten Lebensmittelkarten abgeschafft. Nun begannen die Jahre des so genannten „Wirtschaftswunders“.

Der Lebensmittelkonsum stieg sprunghaft und KOMA bezog 1954 eine neu errichtete moderne Zentrale in Elberfeld an der Bayreutherstraße.

Bezeichnend für den Umgang mit der NS-Geschichte ist der Werdegang von Paul Koch, dem Chef des Unternehmens.

Zu Beginn der NS-Zeit, bei der Gleichschaltung der Wuppertaler IHK, wurde er kurzzeitig Vizepräsiden der IHK und 1945 wurde er wegen seines NS-Engagement kurzzeitig inhaftiert. Im Januar 1947 wurde er mit tausenden weiteren Belasteten amnestiert und zu seinem 70. Geburtstag erhielt er aus Händen eines Staatssekretärs das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, u. a. für seine Verdienste „um die Versorgung der Bevölkerung von Wuppertal und der angrenzenden Bezirke während der Kriegs- und Nachkriegszeit.“